Saterfriesisches Wörterbuch
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dan

1. darauf, danach: jo droanken n Bjoor mädeenuur, man dan häbe jo sik in de Wulle kríegen : sie tranken ein Bier miteinander, aber danach haben sie sich in die Haare gekriegt. 2. unter diesen Umständen; in diesem Falle: dan is der niks an tou feruurjen, wan ju dät so sjugt : in diesem Falle ist nicht daran zu ändern, wenn sie das so sieht. 3. außerdem, ferner: dan wieren deer noch fjauer Dregunere bie : außerdem waren noch vier Polizisten dabei. 4. späterhin; zu einem späteren Zeitpunkt: dan skällen do uur Bäidene meespíelje konne : späterhin werden die anderen Kinder mitspielen können.

dan

denn: hie is iensläipen, dan hie waas aiske wúrig : er ist eingeschlafen, denn er war sehr müde.

Dan, -ne, dät

Beet: Atedan, Bonedan, Bloumendan: Erbsenbeet, Bohnenbeet, Blumenbeet.

Blik, -ke, die

1. Blick: 1.1 dät saag iek up dän eerste(n) Blik: das sah ich auf den ersten Blick. mäd aan Blik: mit einem Blick.

Disk, -e, die

1. Tisch: 1.1 mee an Disk sitte: auswärts in Stellung sein und dort mit im Hause wohnen. 1.2 ap dän Disk kriege: zur Sprache bringen; etwas aufs Tapet kriegen. 1.3 deer gungt fúul uur dän Disk: dort wird viel verkauft, mit viel verhandelt. 1.4 deer kumt goud wät ap dän Disk: dort wird reichlich und gut gegessen. deer rakt et n gouden Disk : (Privathaushalt, Gaststätte) dort ist das Essen schmackhaft. jo konnen sik juunsiedig ap dän Disk kiekje : sie wohnen gleich nebeneinander oder einander gegenüber. 1.7 aan uur dän Disk luke: jemanden betrügen. 2. Dreschblock, Dreschwalze.

Grúund, -e, die/ju

1. Grund, Erdboden: 1.1 an/ ap dän Grúund haue: 1.1.1 niederschlagen. 1.1.2 hinfallen (is) 1.2 an dän Grúund smiete : zu Boden werfen. 1.3 ju Lieke stoant noch buppe dän Grúund : die Leiche steht noch über dem Erdboden. 1.4 (von einem, der krank aussieht): hie kuudunnerdän Grúund seten häbe : er könnte unter der Erde gesessen (= gelegen) haben. 1.5 fon Grúund ap an : von Grund auf: 1.5.1 du moast dät fon Grúund ap an lere : du sollst das von Grund auf lernen. 1.6 iek mout ju Seke ap dän Grúund gunge : ich muss die Sache gründlich erforschen. 2. Meeresboden: 2.1 dät Skip is ap Grúund ronnen : das Schiff ist auf Grund gelaufen, hat den Meeresboden berührt. 2.2 iek kon naan Grúund moor kriege : ich kann den Meeresboden nicht mehr spüren. 3. Flussbett: dät Woater waas so läig, man kuud dän Grúund sjo, ap dän Grúund kiekje : das Wasser war so niedrig, man konnte das Flussbett sehen, auf das Flussbett schauen. 4. Besitz an Grund und Boden: 4.1 iek stounde hier ap mien oaine Grúund : ich stehe hier auf meinem eigenen Grund und Boden. 4.2 jo hieden nit fúul Grúund : sie hatten wenig Land. 5. Grund, Motiv, Beweggrund: 5.1 so wät däd man nit sunder Grúund : so etwas tut man nicht ohne Motiv. 5.2 koast du mie dän Grúund namme? : kannst du das begründen? 6. einheitlich gestaltete oder wirkende Fläche, die den Hintergrund für etwas bildet: deer konnen wie naan Grúund moor ounkriege : die natürliche Farbe kommt trotz gründlichen Waschens nicht zum Vorschein, so schmutzig ist das Stück. 7. Charakter: deer sit n gouden Grúund oane : der Mensch hat einen guten Charakter.

Haildeel, -dele, die / dät

1. Hälfte. 1.1 die Haildeel fon dät Lound mout foar de Híere wäg: das Land wird für die Hälfte des Ertrages verpachtet. tou dän/uum dän Haildeel : zur Hälfte/um die Hälfte. 1.3 wie bitoalje älk dän Haildeel. wir bezahlen je die Hälfte. [afrs. halfdêl ]

Kat, -te, die

1. Katze: 1.1 die ene ropt Púus, un die uur ropt Kat: es herrscht eine grenzenlose Verwirrung. 1.2 hie knipt dän Kat in t Tjuustergen: 1.2.1 er kneift die Katze im Dunklen (= er ist ein Geheimniskrämer) 1.2.2 er geht fremd. 2. Merkstrich beim Ballspiel. [engl. one-o-cat]

Kníep, -e, die

1. ärmellose, fest ansitzende Damenunterweste. 2. Taille, Leibesmitte, Gürtelgegend, Gürtellinie: 2.1 dät Klood is mie tou knap in dän Kníep: das Kleid ist mir zu eng in der Taille. ju is smäl in dän Kníep : sie hat eine schlanke Taille. 3. Mieder. 4. Kniff, Schelmenstreich, Bubenstreich: die Wäänt sit ful fon Kníepe: der Junge sitzt voller Bubenstreiche. 5. Schwierigkeit: wie sunt noch nit kloor, wiel deer heel wät Kníepe bie dät Wíerks sitte: wir sind noch nicht fertig, weil eine ganze Menge Schwierigkeiten mit der Sache verbunden sind. 6. Grille, Laune: maasttieds kon man goud mäd hier umegunge, man ju häd hiere Kníepe: meistens kann man mit ihr gut umgehen, aber sie hat ihre Launen.

Koop, do Kope, die

1. Verkauf: 1.1 hie häd n Húus tou Koop: er bietet ein Haus zum Verkauf an. hie häd niks tou Koop : 1.2.1 er ist verlegen, schüchtern. 1.2.2 er schweigt vor sich hin; er ist nicht gesprächig. 1.3 hie häd fúul tou Koop: er führt das große Wort. 2. Kauf: 2.1 hie waas tou Koop an n Ku: er war darauf aus, eine Kuh zu kaufen. 2.2 hie häd dän Koop aptäld: er ist weggelaufen, hat den Dienst quittiert, verlassen; er hat das Arbeitsverhältnis gekündigt, aufgelöst. Koop häd n wíeden Íers : das Geld ist schnell aufgebraucht, wenn man zu großzügig einkauft. iek häbe n Mätwust ap Koop tou kríegen : ich habe eine Mettwurst als Draufgabe bekommen. in Koop reke : in Zahlung geben. 2.6 man mout sien Oaler in Koop níeme: man muss sein Alter in Kauf nehmen. (Sein Alter entschuldigt ihn.)

Koum, -e, die

1. Kamm: dät is aal uur aan Koum skäärd / skoren: das ist alles über einen Kamm geschoren (= da werden keine Unterschiede gesehen oder gemacht). 2. Hahnenkamm: 2.1 ju häd him aan uur dän Koum hauen: 2.1.1 sie hat ihn zurechtgesetzt, scharf gerügt. 2.1.2 sie hat ihn übervorteilt, betrogen. 2.2 aan uur dän Koum kriege: einen Seitenhieb bekommen.

Lätse, -n, die/ju

1. Löffel: 1.1 ju Lätse wägsmiete, ap dän Been smiete: den Löffel abgeben; sterben. runde Lätse : runder Löffel; Löffel mit einem runden Blatt. 2. Ohr: du krigst glieks wät bäte do Lätsen: du bekommst gleich etwas hinter die Ohren (eine Tracht Prügel, eine Ohrfeige).

Moune, -n, ju

1. Mond: 1.1 ju Moune lait in dän Rääg: der Mond scheint sich um eine waagerechte Achse nach hinten zu drehen, ein Zeichen dafür, dass es bald schlechtes Wetter geben wird. läzende Moune, stoundende Matrose : liegender Mond, stehender Matrose. 1.3 bie de Ferannerge fon de Moune rakt et träi Dege fóardäm of träi Dege ätterdäm uur Weder: bei der Veränderung des Mondes gibt es drei Tage davor und drei Tage danach eine Wetterveränderung. 2. Mondphasen im Saterfriesischen: 2.1 fulle Moune, ouníemende/ougungende Moune, näie Moune, touníemende Moune: Vollmond, abnehmender Mond, Neumond, zunehmender Mond. 2.2 hoolve Moune: Halbmond.

Nome, -n, die

1. Name: 1.1 bie Nome namme, roupe: beim Namen nennen, rufen; etwas Negatives unbeschönigt darstellen. 1.2 in Nome fon dän Búrenfoogd: im Namen des Bezirksvorstehers. Ruf, Leumund: hie häd naan gouden Nome : er hat einen schlechten Ruf. 3. Unterschrift: du moast din Nome unner dän Bräif sätte : du musst deine Unterschrift unter den Brief setzen.

nu

1. jetzt, nun; im Augenblick: 1.1 nu häbe wie Tied genoug : jetzt haben wir Zeit genug. 1.2 (Ruf des Suchenden beim Versteckspiel) nu man tou ap dän Loop! los! nur zu! 1.3.1 nu noch : jetzt noch; nach wie vor. 1.3.2 hie is nu noch die bääste Loper unner do Skoulbäidene : er ist nach wie vor der beste Läufer unter den Schulkindern. 1.4 fon nu an : hinfort; von jetzt an; von diesem Augenblick an.

Púund, -e, dät

1. Pfund; in Norddeutschland 500 g: 1.1 hie häd Púunde in dän Íers: 1.1 er hat ein beträchtliches Gewicht. 1.2 er ist träge.

Skríeuw, -e, die

1. Strich, Linie; Senklinie, Zimmermanns Richtlinie: 1.1 bute dän Skríeuw: aus der Richtung; nicht senkoder lotrecht. bute dän Skríeuw : außergewöhnlich, einmalig. 2. Markierung, Merkzeichen, Kennzeichen. → Gjuchtskríeuw.

Skúursäk, -ke, die

1. Sack, der Sägespäne, Kleie oder Fichtennadeln enthält: 1.1 hie mout truch dän Skúursäk: 1.1.1 er muss aufgemöbelt, aufgepäppelt werden. 1.1.2 er muss scharf zurechtgewiesen werden. 1.2 hie sit in dän Skúursäk: es geht ihm wirtschaftlich oder gesundheitlich nicht gut. 1.3 hie is truch dän Skúursäk kemen: er hat harte Zeiten durchgemacht.

Wikkel, -e, die

1. Wickel, Hülle. 2. breites Band (10 cm) aus Flanell, in das der Säugling eingewickelt wird. 3. (veraltet) Band um den Männerzopf: 3.1 bie dän Wikkel kriege: 3.1.1 packen, ergreifen. 3.1.2 zur Rechenschaft ziehen.

aldaach

allerdings, freilich: iek wiste aldaach wäil, dät jo dän Uurfaal nit uurlíeuwed hieden : ich wusste allerdings wohl, dass sie dän Überfall nicht überlebt hatten.

ap

1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dän Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krigst du aaltied wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjúur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dän eerste(n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dän Húusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesúundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbíerig (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dän hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stíerven : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dän Komer ap t ruugste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuvvelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Púund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenbúrig an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Húunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dän Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo fúren ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.

Bidüüd , dät

(allein in den Wendungen) in Bidüüd kriege, in Bidüüd brange : 1. klar machen; begreiflich machen: iek kuud dän Froamde nit in Bidüüd kriege, wät n Sljouf waas : ich konnte dem Fremden nicht klar machen, was ein Sljouf (hölzerne Schöpfkelle; Kochlöffel) sei. 2. zur Sprache bringen: hie häd dän Ferkoop in Bidüüd broacht : er hat den Verkauf zur Sprache gebracht.

buppe

1. oben: 1.1 buppe drieuwe : oben treiben; auf der Wasseroberfläche schwimmen. buppe ap ju Grúunde : an der Erdoberfläche. buppe ap t Woater : an der Wasseroberfläche. buppe in dän Foan : vom Dorf aus gesehen eine weiter entfernte Stelle im Moor im Gegensatz zu unner in dän Foan: vom Dorf aus gesehen eher eine näher gelegene Stelle im Moor. ätter buppen hoalje : heraufholen. 1.6 ätter buppen kume: (Schule) als Auszeichung für gute Leistungen den ersten Platz einnehmen. 1.7 bit buppen ful: randvoll. 1.8 bit buppen wai: bis oben hin. 1.9 buppe an dän Disk sitte: am Tisch den ersten Platz, den Ehrenplatz einnehmen. 1.10 fon buppen andeel: von oben herab; herablassend. 1.11 fon buppen andeel gunge : gut, glatt, ohne Schwierigkeiten gehen, ablaufen; hoch hergehen: jo líeuwje fon buppen andeel : sie leben in Hülle und Fülle, in Saus und Braus. 1.12 dät waas nit aaltied fon buppen andeel : das war nicht immer lustig, angenehm; das ging nicht immer hoch her. 1.13 fon buppen bunt, fon unnern Strunt : oben hui und unten pfui. 1.14 hie häd et buppe nit aal moor bieëenuur : er ist geistig verwirrt, senil. 1.15 hie släpt buppe : er schläft im Obergeschoss, im ersten Stock. 1.16 fon buppen bit unnern : von oben bis unten.

fattig

1. fettreich, reichlich fetthaltig. 2. fettig, schmierig: 2.1 n fattig Íeten : ein fettreiches Essen. 2.2 n fattige Kipse : eine fettige Mütze. die Steel fon dän Pot is fattig : der Topfstiel ist fettig.

Fermik , dät

in der Redewendung in t Fermik häbe : auf dem Kieker, im Visier haben; scharf und misstrauisch beobachten: iek häbe dän Käärdel in t Fermik : ich habe den Kerl im Visier.